»In Memoriam!« Mauerfall 1989
Wie viele andere Westberliner hörte Hildegard Ochse am Abend des 9. November 1989 ungläubig die Worte von Günter Schabowski, der auf einer Pressekonferenz eine neue großzügige Reiseregelung ins westliche Ausland für DDR-Bürger ankündigte.
»Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen (Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse) beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt. Die zuständigen Abteilungen Paß- und Meldewesen der Volkspolizeikreisämter in der DDR sind angewiesen, Visa zur ständigen Ausreise unverzüglich zu erteilen, ohne daß dafür noch geltende Voraussetzungen für eine ständige Ausreise vorliegen müssen. […] Ständige Ausreisen können über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD bzw. zu West-Berlin erfolgen.«
Als in der Nacht die Mauer viel war es ein Glücksfall für Hildegard. Die über Rundfunk verbreitete Meldung löste noch am selben Abend einen Massenansturm von DDR-Bürgern auf die Grenze nach Westberlin aus, was nach wenigen Stunden zur ungeplanten, historischen Öffnung der Mauer durch die überforderten DDR-Grenzer führte.
Am nächsten Tag fuhr Hildegard Ochse an die Mauer, an Grenzübergängen, wie der Glienicker Brücke bei Potsdam, dem Potsdamer Platz und begann über die nächsten Tage und Wochen das Treiben an der Mauer zu Ost-Berlin und der Grenze zu Brandenburg zu fotografieren.