»First and Last – Anfang und Ende«
Fotografien von Hildegard Ochse zum 20. Todestag
17. Juni–17. Juli 2017 | Verlängert bis zum 1. August 2017
Vernissage 16. Juni 2017
Photoplatz c/o Little Bogota Berlin
Kuratiert von Benjamin Ochse
America first …, so ähnlich hieß es schon einmal 1947, als die USA unter Präsident Truman von einer Paranoia getroffen wurden und das intellektuelle und kulturelle Leben dadurch fast zum Erliegen kam. Zahlreiche Fotografen und andere Künstler verließen die USA auf der Suche nach künstlerischer und ideologischer Freiheit, andere zogen sich zurück und begnügten sich fortan mit belanglosen Fotografien oder hängten ihren Beruf an den Nagel. Paul Strand (1890–1976) ging 1949 nach Frankreich, Dorothea Lange (1895–1965) fotografierte Haus und Familie, Bereniece Abbott (1898–1991) wandte sich der wissenschaftlichen Fotografie zu, andere hörten ganz auf.
Hildegard Ochse durfte 1952 mit Hilfe eines Stipendiums für ein Jahr in die USA reisen. Im Sommer schiffte sie sich auf dem schnellsten Ozeanliner der Welt, der SS United States, von Le Havre in Frankreich in Richtung New York ein. Mit auf der Reise hatte sie eine neue Fotokamera, ein Geschenk ihres Vaters Peter Römer, die sie durch die USA begleiten sollte. In ihrer neuen Wahlheimatstadt Rochester im US-Bundesstaat New York lebte sie bei der Familie eines leitenden Chemikers der Eastman Kodak Company. Ihm hatte sie es vermutlich zu verdanken, das sie sehr schnell ihre eigenwillige und bemerkenswert subjektive Sichtweise in beachtenswerte Fotoaufnahmen umsetzen konnte. Sie setzte sich mit unterschiedlichen Bildthemen kompositorisch gekonnt auseinander. Aus einer kleinen Provinzstadt im Nachkriegsdeutschland kommend, sah sie viele Dinge in den USA anders als die meisten ihrer Zeitgenossen. In New York sah sie das erste Mal Wolkenkratzer, farbige Nachfahren einstiger Sklaven, bittere Armut, von Menschen überfüllte Strände auf Coney Island und in Rochester »The American Way of Life«. So entstanden die nun präsentierten frühen Aufnahmen sowie eine ihrer letzten Arbeiten »Normandie« von 1991.
Sie handelt vom Leben an der Küste, von Fischern, Felsen in Nordfrankreich. Was diese Bilder ausmachen, sind ihre besondere Stimmungen, die unterschiedlichen Betrachtungsebenen und Metaphern, die Hildegard Ochses Fotos unverwechselbar machen. Dabei wird deutlich, wie intensiv und breit gefächert ihre Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte war. Obwohl dem Dokumentieren verpflichtet, hat sie nie allein die Oberflächen fotografiert, sondern immer auch das, was sich wesentlich hinter dem primär Sichtbaren verbirgt. Die Ausstellung »First and Last – Anfang und Ende« wird kuratiert von Benjamin Ochse und würdigt ihre Arbeit zu ihrem 20. Todestag.